Vorträge 2025
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Donnerstag, 13.03.2025
Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer
Dr. Michael Davidis
Schiller und die Seinen – damals und heute
Der langjährige Leiter der Kunstsammlungen des Deutschen Literaturarchivs Marbach, Dr. Michael Davidis, bot im letzten Vortrag des Zyklus 2024/2025 einen Querschnitt durch sein 2021 erschienenes (Bilder)Buch, das den gleichen Titel trägt wie sein Vortrag.
Davidis betrachtete Schiller nicht als Dichter, sondern als historische Person. In seinem Vortrag legte er den Akzent auf Ludwigsburg als eine der drei Schillerstädte,
neben Marbach und Gerlingen/Solitude. Die Glorifizierung des Dichters zeigt sich beim Scherenschnitt von Luise Duttenhofer „Schillers Apotheose“ und wurde geradezu religiös überhöht beim Entwurf
Danneckers für ein Denkmal von Schiller, das zum Vorbild für alle späteren Schillerdenkmäler wurde. Goethes Urteil: „denn er war unser“ ist heute undenkbar; die historische Erklärung bringt uns
dagegen heute Schiller näher.
In Ludwigsburg gibt es drei Häuser, in denen Schiller gewohnt hat. Von besonderer Bedeutung war sein halbjähriger Aufenthalt im Haus Wilhelmstraße 17 (Haus Leiss). Dort
kam es zur Zusammenführung von Herkunftsfamilie, seiner eigenen Familie und alter Freunde, wie dem Arzt Friedrich Wilhelm von Hoven und der Malerin Ludovike Simanowiz, die in Schillers Auftrag vier
Porträts seiner Familie schuf.
Im Vergleich zweier bürgerlicher Kleinfamilien, der Soldatenfamilie Schiller und der Musikerfamilie Mozart, zeigte sich eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten: beide Familien besaßen „Wundertiere“, die
sich aber nie begegnet sind. Bei beiden gab es eine sehr starke Dominanz der Väter, ihre begabten jüngeren Schwestern mussten zurückstehen, beide Ehefrauen waren eng mit dem Werk der Männer verbunden
und beide Männer flohen vor den alten Verhältnissen. Nicht zuletzt wurden beide Künstler von der gleichen Leipziger Künstlerin porträtiert.
Die letzten Nachkommen Schillers gaben den schriftlichen Nachlass des Dichters nach Weimar. Sein gegenständlicher Nachlass ging dagegen nach Marbach, wo der Referent fast
ein Vierteljahrhundert für diesen Bestand zuständig war.
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Donnerstag, 13.02.2025
Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer
Sophie Froehlich
»ich bin ain redlich Fürer gewest, dan ich wolt lieber Frid gemacht han dan Unfrid«
Matern Feuerbacher und der Bauernkrieg vor 500 Jahren im Herzogtum Württemberg.
Sophie Froehlich, die stellvertretende Leiterin des Kreisarchivs Ludwigsburg, erinnerte in ihrem Vortrag beim Historischen Verein an 500 Jahre Bauernkrieg, an Martern Feuerbacher und die Versammlung auf dem Wunnenstein am 16. April 1525, als die Keimzelle des Bauernkriegs in Württemberg.
Der so genannte »Bauernkrieg« war die erste Massenbewegung der deutschen Geschichte, beginnend mit dem Stühlinger Aufstand im Juni 1524 bis zur Niederlage der Bauern bei
Radstadt im Salzburger Land im Juli 1526. Ihre Forderungen hatten auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen abgezielt. Das Herzogtum Württemberg befand sich zu Beginn der Aufstände in einer
herrschaftlichen Sondersituation. Herzog Ulrich war vertrieben worden und eine von Österreich eingesetzte Statthalterregierung leitete die Geschicke Württembergs.
Eine Versammlung der Bauern auf dem Wunnenstein wählte Matern Feuerbacher aus Großbottwar zum Anführer. Die Aufständischen starteten vom Wunnenstein aus einen
Demonstrationsmarsch durch das Herzogtum, um sich Gehör und Unterstützung zu verschaffen. Die Stuttgarter Regierung floh vor den Aufständischen nach Tübingen. Am 25. April 1525 fiel Stuttgart
kampflos an die aufständischen Bauern. Feuerbacher nahm gemeinsam mit Hans Wunderer die Funktion des Landesherrn wahr.
Am Tag vor der vernichtenden Niederlage des Bauernheeres in der Schlacht von Böblingen wurde Feuerbacher abgesetzt. Er entzog sich durch seine Flucht vorerst der
Strafverfolgung und ging nach Zürich ins Exil. Zwei Jahre später kam es zum Prozess gegen ihn vor dem kaiserlichen Hofgericht in Rottweil, der mit einem Freispruch endete. Vergeblich hoffte er auf
eine Rückkehr nach Württemberg. Wann und wo Feuerbacher starb, ist nicht bekannt.
Der Bauernkrieg vor 500 Jahren ist auch Thema der diesjährigen Großen Landesausstellung, die vom 26. April bis 5. Oktober 2025 im Kloster Schussenried stattfindet.
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Donnerstag, 09.01.2025
Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer
Konstantin Huber
Der Dreißigjährige Krieg im westlichen Landkreis Ludwigsburg und seiner Auswirkungen auf die Bevölkerung.
Der Vortrag des Kreisarchivs Konstantin Huber lockte so viele Zuhörer ins Staatsarchiv Ludwigsburg, wie schon lange nicht mehr.
Ein groß angelegtes Forschungsvorhaben des Kreisarchivs im Enzkreis soll Lücken bei den Forschungen zum 30jährigen Krieg schließen. Ziel ist es dabei weniger die
militärischen Vorgänge zu rekonstruieren, sondern vielmehr deren Auswirkungen auf die Bevölkerung.
Das Gebiet um Pforzheim war schon in der Frühphase dieses Krieges betroffen. Als Reaktion darauf wurde der württembergische Landgraben als Verteidigungslinie von
Oberderdingen bis Bad Liebenzell errichtet. Nach der Schlacht von Nördlingen (1634) wurde das württembergische Gebiet besonders stark verwüstet. Die Kirchenbücher geben als „Quellen des Elends“
Auskunft über das Schicksal der Bevölkerung. Sie berichten von gewaltsamen Tod, von Seuchen, Hunger und Vertreibung.
Erst nach langen Verhandlungen konnte mit dem Westfälischen Frieden 1648 der Krieg beendet werden. Die Bilanz war ein starker Rückgang an Bürgern und an Gebäuden. Die
Wiederbevölkerung setzte schnell ein. Teils kehrten die Geflüchteten wieder in ihre Heimatorte zurück, teils gab es eine Zuwanderung, mehrheitlich aus der Region, aber auch aus der Schweiz, aus
Österreich und dem Elsass.
Mit dem Vortrag verbunden war die Eröffnung der Ausstellung „Sterben und Leben - Der Dreißigjährige Krieg zwischen Oberrhein, Schwarzwald und Kraichgau“ im
Staatsarchiv Ludwigsburg.
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