Vorträge 2014

 

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Wolfram Berner:

„Auf schmalen Gleis durch den Kreis“.
Feldbahnen im Kreis Ludwigsburg.

Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 11.12.2014.

Mit den „Feldbahnen im Kreis Ludwigsburg“ stellte der Archivar und Feldbahn-Enthusiast Wolfram Berner einen bisher weithin unbeachteten Aspekt der Technik- und Wirtschafts-geschichte vor. Als Normalspurweite in Mitteleuropa wird heute das Maß von 1435 mm angesehen. Jedes geringere Spurmaß gilt daher als „Schmalspur“. Feldbahnbetriebe waren Schmalspurbahnen in einfachster Bauform, die jahrzehntelang im Landkreis vor allem in Ziegeleien zum Transport der Rohstoffe aus der Lehmgrube in die Ziegelei eingesetzt wurden, aber auch in Kies- und Sandwerken, bei Baufirmen, und sogar in der Holzmehlfabrik Zinsser in Murr kamen sie zum Einsatz.Temporäre Baufeldbahnen wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts beim Neckarkanal- und Kraftwerksbau verwendet, in den 1930er Jahren beim Autobahnbau, in den 1940er Jahren beim Projekt „Stoffel“ in Vaihingen/Enz für Rüstungs-betriebe, und nach dem Krieg beim Wiederaufbau des Enzviadukts und der Enzkorrektur.
Rollbahnen waren die einfachste Form der Feldbahnen, mit Handverschub, ohne Lokomotiven; Sie wurden verwendet beim Gipsabbau am Hohenasperg, im Kalkwerk Reischach in Vaihingen-Riet und im Staatlichen Steinwerk Erdmannhausen. Ein Exkurs galt der einzigen Seilbahn im Landkreis, der über zwei Kilometer langen Materialseilbahn vom Neckar zum Bahnhof Beihingen, die bis Mitte der 1920er Jahre existierte, und dem Versuchsstollen der Schwäbischen Gipsverkaufsstelle in Korntal. Seit über 30 Jahren sind Feldbahnen aus dem Landkreis Ludwigsburg verschwunden. Außerhalb von Museen sowie Privatsammlungen sind sie heute fast nur noch in norddeutschen Torfabbaubetrieben im Einsatz.

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Wolfgang Läpple:

"Ludwigsburg im Ersten Weltkrieg.
Alltag in der Garnisonsstadt."

Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 13.11.2014

In Ludwigsburg verliefen die ersten Wochen nach dem Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar noch verhältnismäßig ruhig; Veranstaltungen wie eine Leistungsschau und ein Sportfest fanden statt. Nach der Verkündigung des Kriegszustandes herrschte nicht nur Kriegsbegeisterung in der Bevölkerung, sondern es gab auch Vorbehalte, vor allem bei Bauern und Arbeitern. Neben den Flaggenschmuck nach deutschen Siegen traten immer häufiger Gedächtnisgottesdienste für die gefallenen Soldaten. Württembergische Truppen erlitten überdurchschnittlich große Verluste; allein 900 Gefallene stammten aus Ludwigsburg. Frauen mussten die eingezogenen Männer als Arbeitskräfte ersetzen. Die in Ludwigsburg stationierten Truppenteile wurden an die Front geschickt; im Gegenzug kamen Verwundete und Kriegsgefangene nach Ludwigsburg. In den beiden Militärlazaretten brachen während des Krieges Typhus- und Ruhrepidemien aus. Die Bürger veranstalteten zahlreiche Aktivitäten zugunsten der Verwundeten. Die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechterte sich im Laufe des Krieges immer mehr; Lebensmittel mussten rationiert werden Die militärische Niederlage Deutschlands brachte eine Umwälzung der politischen Verhältnisse. Auch in Ludwigsburg bildete sich ein Arbeiter- und Soldatenrat, der aber nur kurze Zeit existierte. Im Rahmen der Demobilisierung kehrten die Truppen in die Stadt zurück, die Kriegsgefangenen verließen sie. Damit endete die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (so der amerikanische Historiker George F. Kennan) auch in Ludwigsburg.

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Dr. Eberhard Fritz:

"Das Schloss in der Einsamkeit.
Herzog Karl Eugen von Württemberg und sein Jagdschloss Solitude. "

Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 09.10.2014.

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

Innerhalb weniger Jahre entstand Schloss Solitude mit seinen weitläufigen Parkanlagen, eines der spektakulären barocken Bauwerke in Deutschland.Die Baugeschichte der Solitude wurde in verschiedenen Studien weitgehend aufgearbeitet, während über die Nutzung des Schlosses nur sporadisch geforscht wurde. Die Hofdiarien werfen ein Licht auf das höfische Leben im Über-gang vom Barock zur Aufklärung. Der Herzog begleitete die Bauarbeiten an seinem neuen Schloss mit großem Interesse und besuchte ein bis zwei Mal im Monat die Baustelle. Im November 1765 fand mit einer „Jägerfestin“ die erste offizielle Veranstaltung statt, bei der das Schloss in Betrieb genommen wurde. Seine Residenzfunktion erfüllte das Schloss in zweierlei Hinsicht. Wenn der Herzog anwesend war, erledigte er hier die Regierungsgeschäfte und hielt regelmäßig Audienzen ab, bei denen die Untertanen ihre Anliegen vorbringen konnten. Gleichzeitig nutzte Karl Eugen die Solitude als diplomatische Bühne, indem er hier ausländische Gesandte empfing. Eng verbunden war der Herzog mit der „Militärischen Pflanzschule“, die er 1770 auf der Solitude gründete. Seit der Einrichtung der Militärakademie bestritten deren Schüler maßgeblich das Unterhaltungsprogramm für den Hof. Vermutlich bestand die Absicht, langfristig die Sommerresidenz gänzlich auf die Solitude zu verlegen. Stattdessen verlagerte sich die Hofhaltung zunehmend nach Hohenheim und führte zu einer wachsenden Vernachlässigung der Solitude. Als Herzog Karl Eugen im Oktober 1793 starb, ging damit auch für die Solitude eine Epoche zu Ende. Seine Nachfolger nutzten die Anlage nicht mehr. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten die Einwohner der Region die Solitude als Ausflugsziel. Im 20. Jahrhundert wurde das Schloss mehrmals aufwändig restauriert. Es steht zu hoffen, dass auch künftige Generationen die Mühe auf sich nehmen, das Schloss Solitude als einmaliges Kulturdenkmal zu erhalten.

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Dr. Herbert Hoffmann

 

„ … sehr vorsichtig allem Neuen gegenüber“
Ein Beitrag zur Geschichte Schöckingens aus Anlass

der 1200 - Jahr-Feier.

Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 13.03.2014.

In einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch taucht erstmals der Name „Skeckinga“, also „Schöckingen“, auf. Die 1200 Jahrfeier des kleinsten Stadtteils von Ditzingen war Anlass für Stadtarchivar Dr. Herbert Hoffmann sich intensiv mit der Geschichte dieses Ortes zu befassen und seine Ergebnisse vorzustellen. Schon seit dem Neolithikum siedelten hier Menschen. Kelten, Römer und Alamannen haben ihre Spuren hinterlassen. Im Mittelalter ist über Jahrhunderte hinweg nichts über Schöckingen bekannt. Die Mauritiuskirche ist der erste sächliche Gegenstand aus dieser Epoche. Schriftliche Quellen bringen keine gesicherten Erkenntnisse über Ortsadel und Burg. Von besonderer Bedeutung waren im 15. und 16. Jahrhundert die Herren von Nippenburg. Der Konflikt der katholischen Ortsherren mit dem evangelischen Landesherrn um einen gewilderten Hirsch hatte zum Ergebnis, dass Schöckingen evangelisch wurde. Nachfolger der Nippenburger waren die Freiherrn von Gaisburg-Schöckingen. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts streiften Weltereignisse Schöckingen, von Napoleons Russlandfeldzug bis zu den Ideen der Revolution von 1848.
Im 20. Jahrhundert blieb Schöckingen noch lange Zeit bäuerlich geprägt. Erst der Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen - vorwiegend aus Südmähren - führte nach 1945 neben einem raschen Wachstum der Gemeinde zu einer veränderten Sozialstruktur des Dorfes. Eine moderne Infrastruktur entstand. Dies führte aber zu einer Überschuldung, und dadurch letztlich zum Zusammenschluss von Schöckingen und Ditzingen. Ein Teil der Attraktivität bezieht die Ortschaft heute aus dem Umstand, dass man tatsächlich immer „sehr vorsichtig allem Neuen gegenüber“ war.

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Jochen Faber:

"Schlechte Zeiten für Menschlichkeit und Toleranz in Ludwigsburg – wie Menschen in der Stadt nach 1933 in Not gerieten"

Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 13.02 2014.

Jochen Faber von der Stolperstein-Initiative Ludwigsburg stellte in seinem Vortrag unter der Devise „Vergessen wäre gefährlich“ kein leichtes Thema vor.

Zwölf Millionen Menschen wurden Opfer von „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, darunter auch etliche Ludwigsburger. Wichtige Quellen sind neben den drei Ludwigsburger Archiven auch Zeitzeugen und Veröffentlichungen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen auch in Ludwigsburg Willkür und Terror. Zahlreiche Aktivisten der SPD und KPD wurden im März 1933 verhaftet. Unter ihnen waren auch der kommunistische Stadtrat Wilhelm Bader, der kurz vor Kriegsende im KZ Dachau starb, und Hermann Wißmann, der erste Tote im KZ Heuberg. Wie ein Testlauf für den Massenmord an den europäischen Juden wirkt die Ermordung von Menschen mit Behinderung, wie des zwölfjährigen Albert Imle in Grafeneck, oder von Johanna Grünewald in Hadamar. Besser dokumentiert als die Schicksale von Sinti und Roma oder der Homosexuellen sind die Schicksale von jüdischen Mitbürgern. Das prominenteste Beispiel ist der Fabrikant und Lokalpolitiker Max Elsas; weniger bekannt der gelernte Hutmacher Samuel Szylit. An all diese Opfer des Nationalsozialismus sollen die Stolpersteine in Ludwigsburg erinnern. Ein Ort der Erinnerung soll aber auch der neugestaltete Synagogenplatz werden.

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Albrecht Gühring

 „Treulose und aufrührerische Bösewichter?“
Der Bauernaufstand des „Armen Konrad“ in Marbach und Umgebung vor 500 Jahren.

Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 09.01.2014.

2014 ist ein Jahr der Jubiläen: 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 25 Jahre Mauerfall. Ein wichtiges Jubiläum der Landesgeschichte ist der Aufstand des „Armen Konrad“ vor 500 Jahren. In Württemberg herrschte Herzog Ulrich, ein selbstherrlicher Regent. Seine maßlose und verschwenderische Hofhaltung brachten ihn in finanzielle Schwierigkeiten, die er mit Steuererhöhungen und Verminderung von Maßen und Gewichten zu bekämpfen suchte. Die Untertanen waren darüber aufgebracht und verärgert. Zur Kirchweih strömten am 3. Mai 1514 zahlreiche Menschen nach Marbach. Mehrere Redner stachelten die Menschenmenge auf. Teile der bürgerlichen Oberschicht der kleineren Städte schlossen sich den Unzufriedenen an. Am 7. Juni 1514 trat der Marbacher Städtetag zusammen. 41 Beschwerdepunkte wurden formuliert. Einige Beschwerden betrafen direkt Marbacher Verhältnisse, besonders das „Rennhaus“, ein Renaissance-Schlösschen, und die damit verbundenen Kosten und Unannehmlichkeiten. Verfasser der 41 Artikel war vermutlich der Marbacher Arzt Dr. Alexander Seitz. Bei einer zweiten, größeren Versammlung in Stuttgart wurden die Marbacher Artikel überarbeitet. Auf einer dritten Versammlung entstand daraus der Tübinger Vertrag, das erste Staatsgrundgesetz Württembergs. Gewinner war die Ehrbarkeit, Verlierer waren die kleinen Leute. Unruhen, die im Remstal ausbrachen, wurden militärisch niedergeschlagen. Die Anführer flohen ins Ausland, z.B. Dr. Seitz in die Schweiz. Insgesamt aber war der „Arme Konrad“ eine Aufstandsbewegung, die ohne großes Blutvergießen niedergeschlagen werden konnte. Sie war aber nur das Vorspiel für den großen Bauernkrieg von 1525.

 

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