Sommerveranstaltung 2022

 

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Samstag, 17. September 2022 - Tagesexkursion


Dunkles Erbe – auf den Spuren des „Unternehmens Wüste“ im Zollernalbkreis


Leitung: Dr. Christian Bollacher, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

 

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurde das Vorland der Schwäbischen Alb zwischen Tübingen und Rottweil zu einem Ort, der durch das untergehende NS-Regime besonders tief mit in die Katastrophe gerissen wurde.
Nachdem alliierte Flugverbände Anfang 1944 dazu übergegangen waren, die Infrastruktur der deutschen Mineralölindustrie mit systematischen Bombardements zu belegen, stand die Treibstoffversorgung der Wehrmacht vor dem Kollaps. Zu den letzten Versuchen der NS-Militärführung, die längst absehbare Kriegsniederlage in einem verzweifelten Kraftakt noch abzuwenden, gehörte der vom Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion als Geheimsache lancierte »Mineralölsicherungsplan«.
Sein Maßnahmenprogramm umfasste unter anderem die Errichtung von zehn riesigen Schieferölwerken im Vorland der Zollernalb. In ihnen sollte unter Anwendung einer eher behelfsmäßig anmutenden Technologie, dem sogenannten Meilerschwelverfahren, Öl aus den bitumenreichen Schichten des Schwarzen Jura gewonnen werden – ein Unterfangen, das versierten Kennern der Materie schon damals aussichtslos erscheinen musste.
Für Tausende politisch und rassistisch verfolgter Menschen aus ganz Europa bedeutete diese abwegige Verzweiflungstat des untergehenden NS-Regimes, die den Tarnnamen »Unternehmen Wüste« trug, körperliche Ausbeutung, Folter und Tod. Denn das immense Arbeitspensum, das mit der Errichtung der Industrieanlagen und ihrer Infrastruktur anfiel, konnte nur unter Rückgriff auf das im NS-Staat bereits etablierte Zwangsarbeiter- und KZ-System absolviert werden. So ließ die SS an der Bahnlinie zwischen Tübingen und Rottweil sieben Konzentrationslager errichten, die unter der zentralen Verwaltung des Hauptlagers im elsässischen Natzweiler standen. Für etwa zehntausend Häftlinge wurden die »Wüste-Lager« zu Orten eines namenlosen Leidens, mehr als ein Drittel von ihnen erlebte die Tage der Befreiung nicht mehr.
Angesichts der landschaftsprägenden Veränderungen, die die brachiale Industrialisierung des beschaulichen Albvorlandes im Jahr 1944 bewirkte, erscheinen die noch vorhandenen Spuren des »Unternehmens Wüste« auf den ersten Blick spärlich. Tatsächlich wurde an vielen Stellen nach dem Krieg gründlich aufgeräumt, rückgebaut und rekultiviert. An einigen Orten jedoch haben sich Relikte erhalten, die wie verstörende Fremdkörper inmitten der geordneten Kulturlandschaft stehen. Geradezu bildhaft stehen sie für den Kulturbruch, aus dem sie hervorgegangen sind. Im März 2018 wurde den Stätten des ehemaligen KZ-Komplexes Natzweiler, d.h. dem Hauptlager und seinen etwa 50 Außenlagern, zu denen auch die sieben »Wüste-Lager« zählen, von der Europäischen Kommission das Europäische Kulturerbesiegel verliehen – als Orte des Gedenkens und Erinnerns, der historischen Vermittlung und der politischen Bewusstseinsbildung.
Die Exkursion begab sich an Schauplätze des »Unternehmens Wüste« im Zollernalbkreis auf Spurensuche mit einer Einführung durch Dr. Karl Kleinbach (Verein Gedenkstätten KZ Bisingen e.V) sowie einem danach erfolgten Rundgang durch das Museum. Im Anschluss wurde der Geschichtslehrpfad begangen, der an das ehemalige KZ-Areal und auf das Gelände des Schieferölwerks »Wüste 2« führt. Nach dem Mittagessen gab es eine Führung am KZ-Friedhof Schörzingen durch Brigitta Marquart-Schad (Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V). Der Friedhof entstand unmittelbar nach dem Krieg auf Betreiben der französischen Militärregierung am Ort der Massengräber. Der Besuch der Ruinen des Ölschieferwerks »Wüste 10« im Eckerwald vermittelte einen guten Eindruck von Größe und Struktur dieser Anlagen. Den Abschluss bildete der Besuch des KZ-Friedhofs in Schömberg.


Albrecht Gühring

 

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Am Samstag, 9. Juli 2022 fand folgende Veranstaltung statt:

 

Besuch im Ludwigsburg Museum im MIK

Führung durch die Ausstellung „Die Tücke des Objekts Mörike Kerner Vischer“

 

Begrüßung durch die Museumsleiterin Dr. Alke Hollwedel und Führung durch die Kuratorin Margrit Röder


In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verstanden Ludwigsburger Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt als „Dichterstadt“. 1897 gründeten sie den Historischen Verein, baten die Nachfahren der hier geborenen Schriftsteller um Erinnerungsstücke und legten damit den Grundstein für die stadtgeschichtliche Sammlung. Jahrzehntelang waren die im Museum in „Dichterzimmern“ arrangierten Möbel und Alltagsgegenstände Ausgangspunkt einer pathosbeladenen Dichterverehrung. Doch was erzählen diese Dinge heute über ihre einstigen Besitzer? Wo tauchen sie in literarischen Werken auf und welches Verhältnis entwickelten die Autoren zu den Gegenständen?


Antworten auf diese Fragen gab es in der Ausstellung, die aus Anlass des 125. Jährigen Jubiläums unseres Vereins gezeigt wurde.

 

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