Vorträge 2023

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Donnerstag, 14.12.2023

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Albrecht Gühring

 

"Bitte nur mit Geldscheinen von einer Milliarde an aufwärts bezahlen"

Die Inflation 1923 in Marbach und Umgebung

Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 14. Dezember 2023.

 

Im letzten Vortrag des Jahres 2023 sprach Albrecht Gühring, Stadtarchivar von Marbach und stellvertretender Vorsitzender des Historischen Vereins, über die Ursachen und Auswirkungen der Inflation, die vor 100 Jahren ihren Höhepunkt erreichte.
Die Geldentwertung begann bereits während des Ersten Weltkriegs. Sie verlief zunächst moderat. Nach dem verlorenen Krieg verschärfte vor allem der Versailler Vertrag und die damit verbundenen Reparationsforderungen die Lage. Die dramatische Entwicklung der Geldentwertung ist ablesbar am Dollarkurs und an den Fleischpreisen seit August 1923. Die Staatsausgaben waren nur noch zu einem Prozent durch Steuereinnahmen gedeckt, zu 99 Prozent durch die Druckerpresse. Die Notenbanken konnten bald nicht mehr genügend Geldnoten drucken, daher mussten Notgeldscheine produziert werden. In Marbach gab die Volksbank eigene Scheine heraus, ebenso wie die Stadt. Eine Kuriosität waren drei Münzen aus Gaildorfer Majolika. Der Tauschhandel kam wieder zur Blüte; selbst die Lokalzeitung konnte mit Naturalien abonniert werden. Die Gehälter der städtischen Bediensteten wurden ebenfalls mit Naturalien bezahlt. Der Gemeinderat erwog die Anschaffung von billigen Särgen aus Pappe und aus Gips, um die Not der verarmten Bevölkerung zu lindern. Das Ende der Hyperinflation kam, als im November 1923 die Regierung Stresemann mit der „Rentenmark“ die deutsche Währung wieder auf eine solide Basis stellen konnte. 300 Milliarden Papiermark entsprachen nun einer Reichsmark. Dagegen erscheint die derzeitige Inflation noch erträglich.

 

 

Donnerstag, 09.11.2023

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Dr. Petra Schad

 

Die Anfänge der staatlichen Lehrerinnenbildung

Vom Buhl´schen Seminar in Ludwigsburg nach Markgröningen

Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 9. November 2023

 

Frau Dr. Petra Schad, langjährige Leiterin des Stadtarchivs Markgröningen, konnte in ihrem Vortrag ein Dreifach-Jubiläum des Helene-Lange-Gymnasiums vermelden: den 175. Geburtstag von Helene Lange, 150 Jahre Bildungseinrichtung in Markgröningen und 35 Jahre Schulverband Helene-Lange-Gymnasium.
Lange Zeit hatte es keine Lehrerinnen an den Schulen in Württemberg gegeben. Dies begann sich zu ändern, als der Ludwigsburger Mädchenschulmeister Johannes Buhl eine private Lehranstalt für junge Frauen eröffnete. Buhl erhielt finanzielle Unterstützung durch die Stadt Ludwigsburg und durch die königliche Regierung. Am 12. Mai 1859 startete der erste Kurs für angehende Elementarlehrerinnen mit neun Kandidatinnen. Das Seminar war in Buhls Privathaus, Schloßstraße 21, untergebracht. Der Zulauf an Kandidatinnen wuchs, und das Ludwigsburger Seminar platzte bald aus allen Nähten. Um eine Anstellung nach dem erfolgreich bestandenen Examen brauchten sich die Kandidatinnen keine Sorgen zu machen, egal ob im staatlichen Schuldienst als „Lehrgehilfin“ oder als „Gouvernante“ (Privatlehrerin). Nach dem Tod von Buhl im Mai 1859 galt es das „Privatseminar“ in ein staatliches Seminar zu überführen. Als neuen Standort entschied man sich für das ehemalige Frauengefängnis in Markgröningen. Nach Abschluss der Umbauarbeiten fanden am 20. Mai 1873 die Einweihungsfeierlichkeiten statt. Fast ein halbes Jahrhundert war es eine Doppelanstalt, bestehend aus einem Lehrerinnenseminar und einem Waisenhaus, das 1917 nach Ochsenhausen verlegt wurde. In den Jahren 1935 bis 1946 war das Lehrerinnenseminar vorübergehend, ab 1951 endgültig geschlossen. Einer staatlichen Aufbauschule für Mädchen mit Heim (seit 1976 auch mit Jungen), drohte aufgrund sinkender Anmeldungen das Aus. Daher riefen der Landkreis Ludwigsburg und die Stadt Markgröningen 1988 den Schulverband „Helene-Lange-Gymnasium“ ins Leben. Die Bildungseinrichtung war nun ein musisches Aufbaugymnasium mit Ganztagsbetreuung.

 

 

Donnerstag, 12.10.2023

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Patricia Peschel

 

802 Tage – das Wirken der Catharina Pavlona (1787 – 1819) als Königin von Württemberg (1816-1819).

Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 12. Oktober 2023.


In der ersten Veranstaltung im neuen Zyklus sprach die Kunsthistorikerin Frau Dr. Patricia Peschel über die württembergische Königin Katharina und die von ihr in kürzester Zeit, innerhalb von drei Jahren, gegründeten und bis heute bestehenden Einrichtungen.    
Catharina Pavlowna, eine Tochter des Zaren Paul, war in erster Ehe mit Herzog Georg von Oldenburg verheiratet, der wenige Jahre später an einer Typhuserkrankung  starb. In zweiter Ehe heiratete sie ihren Cousin Wilhelm von Württemberg, und wurde damit erst zur Kronprinzessin, dann zur Königin von Württemberg. Sie brachte großes politisches Wissen, Durchsetzungsfähigkeit und ein beträchtliches Vermögen in die Ehe mit. Württemberg hatte eine lange Zeit des Niedergangs durch Kriege und Missernten erlebt, was zu einer extremen Verelendung der Bevölkerung führte. Die neu gegründeten Einrichtungen sollten Wege aus der Notlage aufzeigen. Dazu gründete sie den „Wohltätigkeitsverein“, der die Tätigkeit aller privaten Vereine bündelte. Ein Berichtwesen erfasste die Bedürftigen im ganzen Land und erleichterte eine erste Linderung der Not, vor allem von Kinder- und Altersarmut. Die Rolle von Catharina beschränkte sich nicht auf die einer „charity lady“, vielmehr ging der gesamte Schriftverkehr über ihren Schreibtisch. Sie betrachtete die Bekämpfung der Not als Staatsaufgabe, und sorgte für die Errichtung einer Staatlichen Armenkommission.
Zu ihren Gründungen gehörte die „Württembergische Landessparkasse“, die heutige LBBW-Bank, damit die ärmere Bevölkerung Rücklagen für Krisenzeiten bilden konnte.
Das Katharinenstift widmete sich der höheren Bildung von Mädchen, und ging im Schulwesen über die übliche Vorbereitung auf Erwerbstätigkeit hinaus. Die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt in Hohenheim sollte durch verbesserten Anbau und Ausbildung landwirtschaftlicher Kräfte dabei helfen, die Hungersnöte zu überwinden. Dem gleichen Ziel diente der „Verein zur Belebung und Verbreitung der landwirtschaftlichen Industrie“ (Landwirtschaftlicher Verein) und das Landwirtschaftliche Hauptfest, aus dem sich das Cannstatter Volksfest entwickelte. Das Katharinenhospital, das erstes allgemeine Krankenhaus der Stadt Stuttgart, wurde dagegen erst nach ihrem Tod gegründet. Diese Gründungen funktionierten auch nach ihrem Tod, da sie untereinander vernetzt und nicht allein auf ihre Person bezogen waren. Die zahlreichen Neugründungen führten zu Erfolgen bei der Entwicklung des Landes, bei der nachhaltigen Bekämpfung der Armut. Daher herrschte allgemeine Trauer in der Bevölkerung nach ihrem frühen Tod. Der König setzte ihr mit der Grabkapelle auf dem Rotenberg ein Denkmal.

 

 

Donnerstag, 09.03.2023

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Thomas Schadt

 

Die Filmakademie Baden-Württemberg - seit der Gründung 1991 eine wichtige Kultureinrichtung in Ludwigsburg.

Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 9. März 2023.

 

Im letzten Vortrag dieses Zyklus sprach Professor Thomas Schadt, seit 18 Jahren Direktor der Filmakademie, über die Geschichte seiner Institution.
Die brachliegenden Kasernenanlagen in Ludwigsburg erwiesen sich als Glücksfall für die Filmakademie. Prof. Albrecht Ade hatte ursprünglich eine Trickfilmakademie geplant; aus dieser Idee entwickelte sich die heutige Filmakademie. Durch die Entstehung der privaten Fernsehsender war der Bedarf geweckt worden. Nachdem Stuttgart abgelehnt hatte, kam Ludwigsburg ins Spiel, speziell das Mathildenareal.
Im Oktober 1991 begann der erste, provisorische Studiengang. Es gibt bis heute keine festangestellten Professoren; die maximale Vertragslänge beträgt ein halbes Jahr. Ein eigenes Akademiegesetz ermöglicht eine eigene Struktur, vergleichbar Unternehmen der freien Wirtschaft. Der Unterricht erfolgt entlang praktischer Projekte. 1993 konnte das sanierte Mathildenareal bezogen werden. Der „Blauer Engel“ ist gleichzeitig Mensa für die Filmstudenten und normaler Gastronomiebetrieb; dies ermöglicht die Begegnung von Studenten und Bevölkerung. Durch zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Festivals konnten die letzten Bedenken ausgeräumt werden.
Der weitere Ausbau erfolgte unter Dr. Arthur Hofer, dem Nachfolger von Ade. Es entstanden Akademiehof, Ernst-Lubitsch-Bau und Ade-Studio. Die Gründung der benachbarten Theaterakademie beeinflusste die städtebauliche Entwicklung von Ludwigsburg
Die neuen Rahmenbedingungen der Filmakademie sind: Internationalisierung der Filmbranche, Relevanz der Inhalte entscheidend (What’s the Story?), Nachhaltigkeit, Diversivität/Gleichstellung, Entwicklung des Films, sowie Innovative Technologien. Die Arbeit mit jungen Menschen ist und bleibt die wichtigste Motivation der Akademie.

 

 

Donnerstag, 09.02.2023

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Uwe Bretzendorfer

 

Orden – verdient, erdient, erdienert, erdiniert

Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 9. Februar 2023.

 

Der gebürtige Ludwigsburger und gelernte Schuhmachermeister Uwe Bretzendorfer beschäftigt sich über 50 Jahren mit Orden und Ehrenzeichen. In seinem Vortrag ging er daher nicht nur auf die Entstehungsgeschichte von Orden, sondern auch auf die von Medaillen ein.

Die Anfänge liegen in der Antike bei den so genannten Phalerae (militärischen Auszeichnungen), die auf dem Brustpanzer getragen wurden. Von daher stammt die Bezeichnung Phaleristik für die Ordenskunde.

Die geistlichen und weltlichen Ritterorden des Mittelalters können als Anfänge des neuzeitlichen Auszeichnungswesens angesehen werden. Die weltlichen Herrscher gründeten ähnliche Zusammenschlüsse als Werkzeuge ihrer Macht. Dabei steht der 1348 vom englischen König Edward III. gestiftete Hosenbandorden an erster Stelle, was Exklusivität und Ansehen betrifft. Er wurde in mehr als 600 Jahren nur an zwei Württemberger (König Karl und König Wilhelm I.) verliehen. Die württembergischen Ordensstiftungen reichten vom St. Hubertus-Jagdorden (1702) bis zum Olga-Orden (1871).

Napoleons "Orden der Ehrenlegion" gilt als Vorbild des heute bestehenden Ordenswesens, da er ohne Rücksicht auf Stand oder Religion verliehen wird.

Abschließend stellte der Referent verschiedene Ludwigsburger Bürgerinnen und Bürger als Beispiele für Verleihungen von Orden und Ehrenzeichen vor. Die Bandbreite reichte dabei von der Ordensschnalle des Kammerdieners von König Wilhelm II. bis zum Großen Bundesverdienstkreuz des früheren Ludwigsburger Oberbürgermeisters Dr. Karl Frank.

 

 

Donnerstag, 12.01.2023

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

PD Dr. Joachim Brüser


Gescheiterte Karriere und literarische Rache…
Heinrich August Krippendorf als Privatsekretär der herzoglichen Mätresse Christina Wilhelmina von Grävenitz.

Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 12. Januar 2023.

 

Im ersten Vortrag des neuen Jahres stellte PD Dr. Joachim Brüser, gelernter Archivar und heute im Staatsministerium tätig, einen auf den ersten Blick unscheinbaren Band aus der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart vor. Hinter dem Pseudonym „Procopii Vessadiensis“ (Namensgeber war der spätantike Schriftsteller Prokop) verbirgt sich Heinrich August Krippendorf, seit 1713 in Ludwigsburg im Dienst der herzoglichen Mätresse Christina Wilhelmina von Grävenitz. Als sie gestürzt wurde, konnte er seine Ämter bei der Regierung zunächst behalten. Nach dem frühen Tod von Herzog Karl Alexander wurde Krippendorf entlassen, schrieb - wahrscheinlich in Heidelberg - die „Anekdoten“ und starb 1743 in Berlin.
Der Titel „Anecdota“ deutet an, dass der Text nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.
Krippendorf änderte in seinem Manuskript alle Namen und Orte.
Die Württemberger werden negativ von ihm gezeichnet. Herzog Eberhard Ludwig kommt wesentlich besser weg. Kern der „Anekdoten“ ist aber seine Mätresse Christina Wilhelmina von Grävenitz, die Krippendorf mit drastischen Worten beschreibt. Ihre Karriere basiere auf Verschlagenheit und List, sie sei zugleich geschäftstüchtig und prunksüchtig. Sie sichere ihre Macht durch eigene Günstlinge. Der Austausch des Spitzenpersonals im Herzogtum Württemberg war aber, nach Ansicht des Referenten, vorteilhaft für das Land gewesen.
Die Memoiren von Krippendorf sind eine sehr wichtige Quelle, auch wenn er zur Abrechnung neigt. Sie vermitteln einen seltenen Blick in das Umfeld des Hofes in der Zeit von Eberhard Ludwig und Karl Alexander.

 

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