Vorträge 2016
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Prof. Dr. Ina Ulrike Paul:
König Friedrich I., der Staatsgründer des modernen Württemberg, und die Residenzstadt Ludwigsburg.
Eine kritische Würdigung.
Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 10.11.2016.
Das Herzogtum, Kurfürstentum und Königreich Württemberg lässt sich zwischen den Jahren 1797 und 1816, die die Regierungszeit Friedrich I. (II.) umfassen, als ein Land in Krieg und Krisen bezeichnen.
Während dieser Jahre wurde Württemberg dennoch vom "Ländle" zum starken Staat. Das historische Verdienst daran gebührt dem bis heute in Württemberg und darüber hinaus überwiegend negativ beurteilten
württembergischen Landesfürsten. Kurfürst Friedrich I. von Württemberg ging am 5. Oktober 1805 während seiner Ludwigsburger Unterredung mit Kaiser Napoleon, dessen Truppen damals Stuttgart bereits
belagerten, das für Württemberg unabwendbare Bündnis mit Frankreich ein. Für das Verhältnis Beider und die Politik Frankreichs gegenüber Württemberg war es bis 1813 entscheidend, dass Napoleon diesen
Landesfürsten nicht für einen der schwächlichen, energielosen und unbegabten deutschen Fürsten hielt, von denen es damals so viele gab, sondern für einen ebenbürtigen Gesprächspartner, mit dem er
sich als einzigem von den Rheinbundfürsten über seine politischen Pläne austauschte. In den zwei Jahrzehnten zwischen 1799 und 1819 gedieh das kleine Herzogtum Württemberg . Bevölkerung und
Staatsfläche verdoppelten sich.Es war außenpolitisch gefestigt, und innenpolitisch über alle alten und neuen Landerwerbungen hinweg vereinheitlicht. Das neue Königreich Württemberg garantierte
Religionsfreiheit und Gleichheit vor dem Gesetz. Die administrative Einigung wurde durch die konstitutionelle Einigung des Landes im Verfassungsvertrag vom 19. September 1819 noch gefestigt. Der
Vortrag der Berliner Historikerin Ina Ulrike Paul würdigte die Politik König Friedrich I. von Württemberg (1797-1816) und die Verdienste seiner Regierung kritisch und hob dabei besonders die Rolle
der Residenzstadt Ludwigsburg hervor.
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Prof. Dr. Hermann Ehmer:
Reformation in Württemberg - mit Beispielen aus der Region.
Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 13.10.2016.
Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer
Im Vorfeld des Jubiläumsjahres 2017, sowie des Reformationstages (31. Oktober) bzw. des Reformationssonntages (erster Sonntag im November) stellte ein ausgewiesener Kenner des Themas, der ehemalige
Leiter des Landeskirchlichen Archivs, Professor Dr. Hermann Ehmer den Verlauf der Reformation in Württemberg vor. Grundsätzlich gilt: Die Reformation setzte sich dort durch, wo die Obrigkeit
zustimmte; ein Beweis für die enge Verbindung von Kirche und Politik im 16. Jahrhundert. Ohne den Sieg Herzog Ulrichs in der Schlacht von Lauffen hätte es keine Reformation in Württemberg gegeben.
Zur Durchführung der neuen Lehre setzte Herzog Ulrich die beiden Reformatoren Erhard Schnepf und Ambrosius Blarer ein, die im Land umher reisten und die Pfarrer vor die Entscheidung stellten, sich
entweder der Reformation anzuschließen oder entlassen zu werden. Ein Sonderfall waren die Klöster. Bei Widerstand der Mönche wurden die Widerspenstigen ausgewiesen; Frauenklöster blieben dagegen
zunächst erhalten. Der Kaiser versuchte während des so genannten Interim das Rad der Geschichte zurückzudrehen, ohne Erfolg. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde die Gleichberechtigung der
protestantischen Kirche festgeschrieben. Der Landesherr bestimmte die Konfession. Ulrichs Nachfolger Herzog Christoph organisierte die Kirche neu. Es entstand eine hierarchische Kirchenstruktur, die
Visitationen wurden systematisiert, und statt schwankender Pfründen gab es nun „Kompetenzen“, ein festes Gehalt in Geld und Naturalien. Die Reformation betraf nicht nur die Pfarrer, sondern Jedermann
durch den neuen Gottesdienst nach dem Vorbild der Prädikantengottesdienste. Die „Große Kirchenordnung“ von 1559 stellte einen Abschluss der Reformation in Württemberg dar. Geregelt wurden darin nicht
nur Kirche und Gottesdienst, sondern auch Eherecht, Schulordnungen, und die so genannte Kastenordnung („Sozialgesetzbuch“).
Fazit: Die Reformation in Württemberg wurde nicht mit einem Schlag durchgesetzt, sondern war ein Vorgang, der 25 Jahre gedauert hat, eine ganze Generation.
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Günther Mäule:
Der Zeppelin kommt! Graf Zeppelin und seine Luftschiffe.
Vortrag vor dem Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 10.03.2016.
Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer
Die vielfältigen, zum Teil überraschenden Verbindungen zwischen dem Grafen Zeppelin, seinen Luftschiffen und der Stadt Ludwigsburg stellte Günther Mäule in seinem Vortrag beim Historischen Verein
vor.
Die Familien Zeppelin aus Mecklenburg pflegte enge Kontakte mit dem Haus Württemberg. So war es kein Zufall, dass Graf Ferdinand Zeppelin seine militärische Laufbahn an der Kriegsschule in
Ludwigsburg begann und in Ludwigsburg in der Wilhelmskaserne stationiert war. Er nahm an den Kriegen von 1866 und 1870/71 teil und erlebte den Einsatz von französischen Fesselballonen während der
Belagerung von Paris. Nach seinem Wechsel in den diplomatischen Dienst beschäftigte er sich intensiv mit dem Bau und der Lenkbarmachung von Luftschiffen. Besondere finanzielle Unterstützung erhielt
er dabei von der Familie Franck aus Ludwigsburg.
Ab 1900 erfolgten die ersten Flüge der Luftschiffe am Bodensee. Am 5.August 1908 erschien erstmals ein Zeppelin über Ludwigsburg, dokumentiert durch eine Ansichtskarte und Zeitungsartikel. Dieses
Luftschiff verunglückte noch am gleichen Tag in Echterdingen. Eine beispiellose Spendenwelle ermöglichte bereits im folgenden Jahr ein neues Luftschiff. Das erste Foto eines motorisierten
Luftfahrzeugs über Ludwigsburg zeigt diesen Zeppelin. In Poppenweiler war sogar eine Luftschiffhalle geplant, wurde aber nie realisiert.
Graf Zeppelin blieb sein Leben lang mit Ludwigsburg verbunden, meist in Zusammenhang mit dem Militär. Er starb 1917 in Berlin. Bis heute existiert sein Grab auf dem Pragfriedhof in Stuttgart. In der
Stadt Ludwigsburg hat Graf Zeppelin bis heute seine Spuren hinterlassen, von zeitgenössischen Fotos und Zeitungsartikeln in Archiven bis hin zur Zeppelin-Apotheke in der Myliusstraße.
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Berner, Wolfram/Knupfer, Hans-Joachim:
Die letzte Blüte der Bottwarbahn: die Schmalspurbahn
Marbach – Beilstein – Heilbronn vor 50 Jahren.
Vortrag beim Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg am 11.02.2016.
Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer
Zwei Eisenbahnenthusiasten, Wolfram Berner vom Kreisarchiv Ludwigsburg und Hans-Joachim Knupfer von der Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) stellten in ihrem gemeinsamen Vortrag vor dem Historischen
Verein ein Kapitel regionaler Verkehrsgeschichte vor, öffneten aber auch den Blick auf die Gegenwart und Zukunft einer Nebenstrecke durch das Bottwartal. Vor 50 Jahre endete der Betrieb der 1894
eröffneten Schmalspurbahn von Marbach über Beilstein nach Heilbronn, die teils mit Dampf- , später auch mit Diesellokomotiven betrieben wurde. Die Einstellung des Personenverkehrs kam völlig
unerwartet. Am 30. September 1966 fand die letzte “reguläre“ Personenfahrt statt. Die erste und einzige Sonderfahrt auf der Bottwartalbahn wurde dagegen noch einen Monat nach der offiziellen
Stilllegung der Strecke durchgeführt. Am 31. Dezember 1968 wurde der Güterverkehr eingestellt. Dabei zeigen Beispiele aus Österreich, dass ein moderner Nahverkehr auf Schmalspurbahnen durchaus
möglich ist. Mit vielfältigen Aktivitäten wollen die Eisenbahnfreunde die Erinnerung an den „Entenmörder“ aufrechterhalten: Ein Teilstück der ehemaligen Trasse dient heute als Wanderweg. Ein
Bahnlehrpfad ist geplant, eine Erinnerungskultur mittels Kleindenkmalen und erklärender Beschilderung. Zu den Erben der Bottwartalbahn gehört - nicht nur in technischer Hinsicht - die
Öchsle-Museumsschmalspurbahn Ochsenhausen: Die Denkmal-Lokomotive aus Steinheim, so entschied der Steinheimer Gemeinderat wenige Tage nach dem Vortrag, geht als Dauerleihgabe an den Verein
Öchsle-Schmalspurbahn e.V. nach Oberschwaben.r finden Sie die Zusammenfassungen unserer Vorträge.
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