Vorträge 2019

 

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Donnerstag, 14.11.2019

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Vortrag von Prof. Dr. Frank Baasner

Prof. Dr. Fritz Schenk und die

Gründung des Deutsch-Französischen Instituts.

Eine märchenhafte ganz reale Geschichte.

 

Am Anfang stand ein Wasserschaden im Archiv des Deutsch-Französischen Instituts (dfi) in Ludwigsburg. Bei der Aufarbeitung der Unterlagen wurde Professor Dr. Frank Baasner deutlich, dass die Rolle von Fritz Schenk, des Initiators und ersten Direktors des dfi, bisher unzureichend gewürdigt worden war.

 

  Fritz Schenk wurde 1906 als Sohn deutscher Eltern in Lothringen geboren; nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Kirchheim/Teck. Er studierte  Romanistik und promovierte in Tübingen. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft kam er eher zufällig nach Ludwigsburg. Im Jahr 1947 regte Schenk beim Oberbürgermeister die Gründung des Deutsch-Französischen Instituts an. Nach dieser lokalen Verankerung begann er eine strategisch kluge Suche nach einflussreichen Verbündeten in Wirtschaft, Medien und Politik. Carlo Schmid als Präsident und Theodor Heuss im Beirat als Gallionsfiguren des 1948 gegründeten Vereins.

 

  Die Tätigkeit der ersten Jahre war geprägt vom Ziel, den Versöhnungsgedanken in der Bevölkerung zu verankern. Dazu diente der Praktikantenaustausch, ebenso wie direkte Kontakte nach Frankreich, aufgebaut unter Umgehung der offiziellen Wege und der politischen Instanzen. Schenk erwies sich dabei als ein klassischer Netzwerker, der erfolgreich persönliche Kontakte pflegte.

Das dfi beanspruchte als „Mutter aller Institute“ eine Führungsrolle gegenüber anderen ähnlichen Initiativen. Spezifisch für dfi waren die Breite des Ansatzes, die Netzwerkarbeit, das Leadership, das Handeln im Dialog, sowie die Distanz zur Politik. Schenk setzte dabei erstaunliche Energien frei. Als Visionär der Nachkriegszeit wurde Fritz Schenk am Ende seines Lebens in Frankreich und in Deutschland geehrt.

 

Zu diesem Vortrag erschien auch ein Artikel in der

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Donnerstag, 10.10.2019      

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Ann Marie Ackermann

Tatort Bönnigheim:

Der rekordverdächtige Stadtschultheißmord von 1835.

 

  Erstmals startete die Vortragsreihe des Historischen Vereins mit einem Mord. Es war einer der spektakulärsten Fälle, den es je in Württemberg gegeben hat, wie die Referentin, die ehemalige US-Staatsanwältin Ann Marie Ackermann, einleitend betonte.

 

  Dem Mord vom 21. Oktober 1835 fiel der Schultheiß von Bönnigheim, Johann Heinrich Rieber, durch einen Schrotschuss in den Rücken zum Opfer. Bei der Untersuchung der Tat wurden alle Waffen in Bönnigheim untersucht. Erstmals verwendete dabei ein Ermittler forensische Ballistik, mehr als ein halbes Jahrhundert vor dem bisher angenommenen Zeitpunkt.

 

  Der Täter, Gottlob Rüb aus Stetten am Heuchelberg, floh nach Amerika, schloss sich in Philadelphia der deutschen Miliz an und fiel bei der Belagerung der mexikanischen Hafenstadt Vera Cruz, posthum als Held gefeiert von dem berühmten General Robert E. Lee.

Jahrzehnte später wurde der Täter durch einen in Amerika lebenden Bönnigheimer, Friedrich Rupp, bekannt. Im August 1872 schloss die Staatsanwaltschaft Heilbronn die Ermittlungen. Es war der einzige bekannte deutsche Mordfall, der in Amerika aufgeklärt wurde.

Rupp erhielt nie die ausgesetzte Belohnung von 200 Gulden, da die Untersuchungsprotokolle versehentlich nicht nach Bönnigheim zurückgeschickt wurden, sondern auf Umwegen im Staatsarchiv Ludwigsburg landeten. Die Referentin fand aber Nachkommen von Friedrich Rupp in den USA. Die Belohnung (jetzt 1.000 Euro) wurde in Gaithersburg/Maryland übergeben, 183 Jahre nach dem Ereignis.

 

  Das Buch „Tod eines Mörders“ von Frau Ackermann über diesen Fall ist inzwischen in den USA und in Deutschland mit Preisen bedacht worden.

 

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Donnerstag, 14.03.2019

 

Vortrag von Dr. Franziska Dunkel

Anfang der Demokratie im Südwesten – 1918-1924.

 

Kriegsmüdigkeit, Friedenssehnsucht und das Schwinden des Vertrauens in die alten Autoritäten führten im November 1918 zur Revolution und zur parlamentarischen Demokratie. Im deutschen Südwesten verlief dieser Prozess bemerkenswert unblutig. Der Revolution fehlte hier „eine allgemeine, alles überbrausende, mitreißende und erhebende Begeisterung“, so der erste württembergische Staatspräsident Wilhelm Blos. Dafür gelang rasch „eine ruhige Verankerung der Errungenschaften der Umwälzungen“, wie sein badischer Amtskollege Anton Geiß in seiner ersten Ansprache an die badische Nationalversammlung hervorhob. Die Auflösung der alten Ordnung und der Neubeginn unter demokratischen Vorzeichen riefen ambivalente Gefühle hervor. Der Vortrag von Dr. Franziska Dunkel, Kuratorin der Ausstellung „Vertrauensfragen. Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924“ im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart, geht vor allem der Frage nach, wie – und ob überhaupt – in den jungen Demokratien das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückgewonnen werden konnte. Er blickt auf die Weimarer Republik nicht vom Ende, von ihrem Scheitern, her, sondern versucht die Möglichkeiten und Chancen des Anfangs aufzuzeigen – wobei die immanenten Gefährdungen nicht verharmlost werden. Mit Beispielen auch aus Ludwigsburg erzählt der Vortrag von hoffnungsvollen Anfängen, tiefen Enttäuschungen im Krisenjahr 1923 und einer fragilen Stabilisierung 1924.

 

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Donnerstag, 14.02.2019

 

Zusammenfassung von Dr. Erich Viehöfer

 

Prof. Dr. Gerhard Fritz

Wird die Reformation wieder rückgängig gemacht?

Württemberg und der Dreißigjährige Krieg.

 

  Prof. Dr. Gerhard Fritz von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd definierte in seinem Vortrag den Dreißigjährigen Krieg nicht als einen einzigen Krieg, sondern als eine ganze Kette von Kriegen, die Deutschland zum Schlachtfeld Europas machten.

 

  Es begann als regionaler Religionskonflikt, in dem aber seit 1635 Religion nicht mehr entscheidend war. Dieser Krieg der europäischen Großmächte auf deutschem Boden wäre ohne schwedische und – vor allem – französische Einmischung 1635 beendet gewesen. Bereits in der frühen Phase starb ca. ein Drittel der Bevölkerung; nicht auf dem Schlachtfeld, sondern durch die Pest.

 

  Als Folge des Restitutionsedikts wurden im Herzogtum Württemberg die Klöster wieder katholisch, die Pfarreien blieben evangelisch. Bereits 1632 waren die Klöster wieder evangelisch, zwei Jahre wurden sie wieder katholisch. Nach der Schlacht von Nördlingen waren kaiserliche Truppen in Württemberg eingefallen. Die Folgen waren umfangreiche Zerstörungen, Kriegsgräuel, Pest, Hunger. Erneut gab es Bevölkerungsverluste von einem Drittel, zusätzlich Abwanderung, Flucht.

 

  Die Bevölkerung zeigte eine ambivalente Haltung gegenüber den katholischen Herren in den Klöstern. Diese Auseinandersetzungen wurden juristisch ausgefochten, nicht gewaltsam.

 

  Bei den Friedensverhandlungen standen sich Prior Adam Adami von Murrhardt auf katholischer und  Johann Konrad Varnbüler, Diplomat von Herzog Eberhard III. von Württemberg, auf protestantischer Seite als Kontrahenten gegenüber.        

                

  1648 wurden auf Druck von Frankreich die Vorkriegsverhältnisse wiederhergestellt. Die Klöster wurden an die Protestanten zurückgegeben, die Mönche mussten erneut gehen.

 

  Die Bilanz des Krieges waren viele zerstörte Städte und Dörfer. Die Äcker und Felder waren von Gestrüpp und Wald überwachsen. Daher holte Württemberg in den Jahren nach dem Krieg viele konfessionsgleiche Schweizer, Tiroler, Kärtner und Salzburger ins Land.

 

  Die tiefgreifenden Folgen zeigten sich am Beispiel von Waiblingen. Noch 1655 – sieben Jahre nach Friedensschluss! -  lebten dort erst 102 Familien, vor dem Krieg waren es 400 gewesen. Davon waren nur 20 alte Waiblinger Familien, der Rest waren Zugewanderte.

Der Stand von 1618 wurde erst wieder ca. 1720 erreicht!

 

Zum Vortrag erschien ein sehr schöner Artikel in der

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Donnerstag, 10.01.2019

Dr. Erich Viehöfer

Der Fall Ernst August Wagner aus Eglosheim.

Lehrer, Dichter, Massenmörder.

 

  Der Fall des aus Eglosheim stammenden Schullehrers Ernst August Wagner erregte im Jahr 1913 ungeheures Aufsehen. Sein Amoklauf in Mühlhausen an der Enz und die vorausgegangene Ermordung seiner Familie in Degerloch sind Gegenstand lokaler Erinnerung, aber auch Untersuchungsgegenstand von Psychiatern, Historikern und Kriminologen.

 

  Der Fall Wagner mit seiner lokalen Einbettung wie mit seinen Folgen bis zum heutigen Tag ist Thema des Vortrags von Dr. Erich Viehöfer.

 

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